Aktualisiert am 20. November, 2024
In Thailand gibt es den informellen bzw. unregulierten Wirtschaftssektor, der für die meisten Touristen allgegenwärtig ist. Überwiegend sind es in der Tat Soloselbständige in Thailand, die Ihnen fast ohne behördliche Auflagen Obst oder ein leckeres Reisgericht auf der Straße verkaufen oder als Handwerker Ihr Guesthouse bauten. Am Strand sind es die „Dies und Das“ Verkäufer oder Masseurinnen und dann natürlich die vielen fahrenden Händler, die mit ihrem umgebauten Moped mit Beiwagen, auf Thailändisch: „Saläng“ (ซาเล้ง), fürs leibliche Wohl sorgen. Ich empfehle Ihnen hierzu auch die Beiträge: Corona Hilfe: Eine App in Thailand, die sogar funktioniert.
Soloselbständige sind meistens Handwerker, Plantagenbesitzer, Imbisse, Restaurants in Thailand, viele davon einfache Tagelöhner, aber auch deren Chefs die fast ohne behördliche Auflagen und Steuern legal arbeiten können. Unzählige Tante Emma Läden, kleine Gärtnereien, unsere Haushälterin, die Marktfrauen, aber auch manchmal Marktmänner und die unzähligen Nachtmärkte in Thailand bestehen aus einem Sammelsurium an Soloselbständigen. Oft ist die Selbständigkeit auch nur ein Nebenjob, der aber bei vielen mehr Einkommen generiert als die eigentliche Hauptbeschäftigung. Gut passt hierzu: Simples, welches ein Leben in Thailand so besonders macht!
Mehrere bebilderte Beiträge kann ich Ihnen hierzu empfehlen:
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- Es geht mir auf den Geist
- Suppe und Gewürzkranz
- Restaurants in Thailand extrem Same Same but different
- Ahan Dam Sang, Superfood aus der Garküche in Thailand
- Sapparot – Ehre, wem Ehre gebührt
- Herrn Kaffee stinkt Frau Durian und das ist gut so!
- Roti, aus indisch mach thailändisch … lecker
- Brillenkauf in Thailand
- Lotto in Thailand, ein Blick ins thailändische Gemüt
- Markttag in Chumphon
- Morgen-, Nachmittag- und Abendmarkt in Pak Naam Chumphon
- Sonntags mit Freuden zur Obsternte
- Philodendron Manie und Arbitrage in Thailand
- Chatuchak Wochenendmarkt, ein Sammelsurium von allem
Matt Abold heißt der Bub und lebt seit 2009 auf Baan Metawi, in Chumphon, Thailand. Er schreibt übers Auswandern und Überwintern und sozial- und wirtschaftspolitische Themen mit Bezug zu Thailand.
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Was bedeutet Soloselbständig in Thailand und was macht es zur Geheimwaffe?
Handwerker oder Freiberufler in Deutschland können sicherlich ein Lied davon singen, mit welchen administrativen Aufwand Soloselbständige die irrsinnigen Auflagen der Behörden erfüllen müssen, die es in Thailand kaum gibt. Passend hierzu: Bürokratie in Thailand, ein schöner Erfahrungsbericht. Sind Sie in Deutschland erfolgreich, möchte das Finanzamt auch ganz schnell seinen Anteil. Können Sie nicht erfolgreich sein, zum Beispiel während der Covid-19 Pandemie, dann bekamen viele für lange Zeit keine staatliche Hilfe bzw. wenn doch, gab es einen Overkill bei den Auflagen.
In Thailand bedeutet soloselbständig zu sein, meist keine Steuern oder sozialen Abgaben zahlen zu müssen und so gut wie keine Auflagen zu befolgen, ganz egal ob als Handwerker, Koch oder Lieferservice. Ein Privileg, welches Deutschland nur einigen Großkonzernen gewährt. Es bedeutet auch, keine Buchführungspflicht, keine Anmeldungen, keine Leistungsprüfungen und eigentliche kaum Schnittpunkte mit der staatlichen Verwaltung haben zu müssen. Im Gegenzug gibt es aber auch kein Arbeitslosengeld, welches in Thailand ohnehin nur für wenige Monate bezahlt wird. Da jeder Thailänder automatisch auch krankenversichert ist, können sich diese Unternehmer voll und ganz aufs Geldverdienen konzentrieren. Es ist ein typisches Same Same but different Thema und in ganz Südostasien hat es Vorbildcharakter. Siehe auch:
- Mal schnell ne‘ Wohnung am Golf von Thailand renovieren
- Hongtail – Mietwohnung in Thailand – pure soziale Marktwirtschaft
Zahlen und Charts, ich kann es Ihnen nicht ersparen
Ich kann es lange beschreiben, aber schauen Sie sich mal über die letzten 25 Jahre die Arbeitslosenquote in Thailand an. Selbst von der aus Thailand ausgehenden Asienkrise war die Quote nie über 3,5 % und in den letzten 10 Jahren gar immer unter 1 %. Die Pandemie ist jedenfalls bei der Arbeitslosenquote überwunden und betrug im 1. Quartal 2023 nur noch 1, 15 %, siehe Reuters.
Wer jetzt an geschönte Zahlen denkt, sollte gut recherchieren. In der Tat sind wir geschönte Arbeitslosenzahlen in Deutschland gewöhnt. Die offizielle deutsche Definition schließt alle Arbeitslosen ab 58 aus, wie auch Kranke, Personen in Weiterbildung, 1 Euro Jobber und es gibt viele andere offizielle Schlupflöcher, um die amtliche Statistik schöner ausschauen zu lassen.
Wer zahlt in Thailand Steuern?
Erst ab ca. dem 2-fache Mindestlohn müssten in Thailand Steuerformulare ausgefüllt werden. Stimmt nicht wirklich, da alles selbstverständlich online geht und kein Papierkram erforderlich ist. Siehe hierzu die Beiträge:
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- Der thailändische Mindestlohn
- Gute Arbeit gebietet gutes Gehalt, oder vielleicht doch nicht?
- Hongtail – Mietwohnung in Thailand – pure soziale Marktwirtschaft
- E-Bike, E-Werkzeug & Akku – Abhängigkeiten
- Die böse Arm Reich Schere, das Märchen der Ökonomie
- Beerdigung – mittelalterlich oder modern?
- Scheidung in Thailand und Deutschland: Ein Vergleich
- Geiz ist geil in Deutschland: Das passende Motto unseres Staatsapparats
- Deutsche Bank, Verbrechen aus Leidenschaft
Auf Deutschland übertragen würde dies bedeuten, dass eine Steuerpflicht eigentlich erst so ab knapp € 3.000 beginnt. Gerade Soloselbständige in Deutschland mit nicht hohem Einkommen, aber oftmals hohem Arbeitsaufwand müssen eine gar nicht unerhebliche Zeit für staatliche Administration aufbringen und auch gar nicht wenig Steuern und andere Abgaben zahlen. Zusätzlich muss für die meisten Tätigkeiten zumindest eine oder gar mehrere Genehmigungen von diversen Behörden im Vorfeld eingeholt werden. Passend: Restaurants in Thailand extrem Same Same but different.
Keine Steuern, keine Auflagen, keine Schwarzarbeit insbesondere für Handwerker in Thailand
Thailand gruppiert Soloselbständige (Handwerker, Restaurant, Imbiss, Friseur, Masseurin), die keine Steuern zahlen, in den unregulierten Wirtschaftssektor. Deutschland hat ein lustiges Wort dafür: Schwarzarbeit, siehe auch Bestechung in Thailand oder doch nur Entscheidungshilfe? Es kriminalisiert diese und wen wundert es, dass dies für viele abschreckend wirkt. Daher ist es keine Überraschung, dass sich viele dann doch lieber dem Sozialstaat, der Lebensvollkaskoversicherung, zuwenden, anstelle sich proaktiv um den Lebensunterhalt zu kümmern. Deutschland beschützt lieber Großunternehmen und gewährt diesen unfaire Vorteile gegenüber dem 08/15 Bürger; soziale Marktwirtschaft für Privilegierte eben. In der Tat durfte ich lange die staatlichen Vorteile dieser Privilegierung genießen, daher weiß ich ganz gut, wovon ich schreibe.
All diese Hürden und Auflagen fallen beim thailändischen Soloselbständigen, egal ob Handwerker oder Marktfrau, weg und ist für alle ein immenser Vorteil. Da es für den Thailänder normal ist, könnte man auch sagen, Soloselbständige in Deutschland haben einen immensen Nachteil. Trotz fehlender Besteuerung sind die Steuereinnahmen des thailändischen Staates gar nicht wenig. Wieviel und woher diese kommen, können Sie in diesem Artikel der Bangkok Post lesen.
Auch unsere Kinder sind mal schnell soloselbständig
2 Monate große Ferien in 2019, 3 schulpflichtige Kinder, davon 2 über 15 … was tun? Ich schlug den beiden älteren vor, sich doch eine Ferienbeschäftigung zu suchen, da ab 15, ähnlich wie in vielen europäischen Ländern auch, eine Beschäftigung – mit besonderen Auflagen – grundsätzlich möglich ist. Gesagt, nicht getan, da die thailändischen Unternehmen fast alle unter 18-jährige für Teilzeitbeschäftigung ausschließen. Also machte ich mir den Spaß, den offiziell zwei Ü15 – inoffiziell wurde der 8-jährige Neffe auch daran beteiligt – Unternehmertum näherzubringen. Sie sollten sich einen Unternehmenszweck, nebst Planung, Buchhaltung, Kassensturz, Einkauf, Vertrieb, etc. überlegen.
So motiviert man soloselbständige Jungunternehmer in Thailand
Schnell war klar, dass sie einen Laden am Fronteingang unseres Hauses aufmachen. Wachtelspiegeleier, Instant-Nudelsuppe, Omelett auf Reis, Toast mit Marmelade und Getränke wurden billigst verkauft. Alles wurde in einer Exceltabelle erfasst. Schlichen sich anfangs noch mehr Fehler ein, wirkte es nach 2 Monaten Sommerferien schon recht professionell.
Ich dachte nicht wirklich an einen großen Profit, aber am Ende hatten die zweieinhalb Unternehmer beachtliche 12.000 Baht Gewinn. Viel mehr als sie mit einer Ferienarbeit zu zweit hätten verdienen können. Zudem lernten sie viel über das Leben eines Unternehmers. Es war für alle ein voller Erfolg. Die Entscheidung für den Laden fiel binnen Tagesfrist, keine Behörden, keine Steuern, keine Abgaben und auch keine Genehmigungen – alles vollkommen legal.
Das Gegenbeispiel ist Sohn Nummer 1, er studierte in Passau und hatte einen ca. € 500 Nebenjob und bekommt kein Bafög oder ähnliches. Er muss aber bereits dafür Sozialabgaben zahlen, immerhin rund 10 Prozent. Die Miete nebst Nebenkosten macht für seine 35 m2 schon knapp € 450 aus. Er hat keinen Anspruch auf staatliche Leistungen. Selbst Hartz 4 wäre nicht möglich, denn um dieses zu bekommen, müsste er dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und könnte somit nicht mehr studieren – soziale Marktwirtschaft eben.
Meine Schwiegermutter mit ihrem Tante Emma Landen ist soloselbständig, auch der Schwager mit seinem Schülerfahrdienst und je nach Laune auch meine bessere Hälfte, die ab und an gerne schöne Tücher online und auf Märkten verkauft. Nachfolgend ein paar Fotos typischer Soloselbständige in Thailand.
Bilder, Bilder und Bilder
Durch diese Politik gibt es ein wirtschaftlich äußerst erfolgreiches Dreiergespann in Thailand – Shophouse, Pick-up und Saläng. Lesen Sie hierzu auch die Beiträge:
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- Shophouse, ein Katalysator für die Wirtschaft
- Der Pick-up, Thailands eierlegende Wollmilchsau
- Tausendsasa Saläng, ein Moped mit Beiwagen in Thailand
- MBK Bangkok – eine 35-jährige Freundschaft
- Pak Hat Strand – tropisches Wattenmeer
- Der Straßenverkehr in Thailand = geordnetes Chaos
- Exotisch Lustiges auf Thailands Straßen
- Als Radfahrer mit dem Moped auf Tour am Golf von Thailand
Was ist besser: Hartz 4 in Deutschland oder Soloselbständige in Thailand?
Achso, es hat sich ja umbenannt, Hartz 4 gibt es ja nicht mehr. Unsere politischen Mietmäuler haben sich wohl gedacht, dass ein anderer Name auch sofort die von ihnen geschaffenen Probleme löst. Sind sie nicht süß!
Die Antwort sollte eigentlich klar sein. Deutschland gab 2019 über 6 Milliarden Euro für die Verwaltung der Jobcenter aus und Rückforderungen bei Hartz 4 gerade im kleinen Bereich sind oftmals geringer als die zugrunde liegenden Verwaltungskosten, siehe FAZ. Wer soll hierbei motiviert werden? Gerade bei Mindestlohnempfänger, die Vollzeit arbeiten, kann oft erheblich weniger herauskommen, als der Hartz 4 Satz, da bei Hartz 4 auch die Wohnung bezahlt wird. Dies ist gerade in Ballungsräumen ein nicht unerheblicher Faktor. In Thailand hingegen habe Soloselbständige kaum Auflagen, müssen kaum Steuern zahlen, werden nicht als Schwarzarbeiter eingestuft und können sich auf ihre Arbeit zum Beispiel als Handwerker konzentrieren. Lesen Sie dazu auch die Beiträge:
📌 Klicken Sie hier:
- Wirtschaftswissenschaften, ein Oxymoron
- Inflation in Deutschland – Versager an die Macht
- Büro ade, es lebe entfesseltes Arbeiten, aber?
- Marktwirtschaft am Beispiel Thailand / Deutschland
- Strom gegen Hartz 4 und Müll gegen Steuern sparen
- Bank, Rente und Steuer im Ausland, nicht unwichtig für Auswandern
Die staatliche Verwaltung
Da Thailand keinen überbordenden Sozialstaat hat, lebt es die von deutschen Mietmaulpolitikern oft geforderte Devise: „Fördern und Fordern“ in anderer Weise perfekt vor. Das System fordert von Thailändern Eigeninitiative und die Förderung besteht darin, dass der Staat sich vollständig bis zum ca. 2-fachen des Mindesteinkommens mit Steuer- und anderen Abgabeforderungen zurückhält. Das nenne ich gesunden Menschenverstand und der Erfolg gibt Thailand recht. Aber selbst während der Pandemie wurde viel für Soloselbständige seitens des Staatsapparats getan, siehe: Corona Hilfe: Eine App in Thailand, die sogar funktioniert.
Vollbeschäftigte sind auch für den Nebenjob oft Soloselbständige in Thailand, davon auch sehr viele gut bezahlte Beamte. Das Tolle an diesem System, die Gewinne der Nebentätigkeit werden auch nicht auf das Gehalt der Vollbeschäftigung aufaddiert, um dann noch mehr Steuern zahlen zu müssen. Den Progressionsvorbehalt kann sich nur eine deutsche, völlig durchgeknallte Bürokratie ausdenken.
Wenn Sie dann noch die klasse Infrastruktur – Straßen, Krankenhäuser, Geschäfte, Verkehr, etc. – sehen, dann fällt es einem schon schwer Thailand – aus Sicht Europas – als Entwicklungsland zu sehen. Siehe hierzu:
📌 Klicken Sie hier:
Eine Ausnahme bei den Soloselbständigen in Thailand
Viele Ärzte in Thailand sind Beamte und arbeiten für den staatlichen Gesundheitssektor. Jedoch in ihrer Freizeit sind sie dann oftmals Soloselbständig. Sie eröffnen Teilzeitkliniken, die meist am Abend und manchmal auf am Wochenende die Tore öffnen. Ich denke aber, dass deren Einkommen als Soloselbständige schon eine Höhe erreicht hat, wo dann eine Steuerpflicht besteht.
Zum Abschluss noch ein paar weitere Bilder
Interessiert am Auswandern? Siehe dann nachfolgende Beiträge …
- Checkliste fürs Auswandern nach Thailand
- Auswandern für Rentner nach Thailand
- 10 häufige Probleme beim Auswandern nach Thailand
- Geht Auswandern ohne Rente und Einkommen?
- Checkliste fürs Überwintern
- Günstig in Thailand reisen, wohnen, essen, einkaufen. Geht das?
- Südostasien, was bedeutet dies eigentlich?
- Wo wollen Sie in Thailand leben?
- Warum ist Auswandern ungleich Urlaub machen?
- Thailändische Sprache, kein Buch mit sieben Siegel
- Die Abmeldebescheinigung, wichtig fürs erfolgreiche Auswandern nach Thailand
- Kohle, Zaster, Schotter und wieviel?
- Kosten und Preise in Thailand für Rentner
- Bank, Rente und Steuer im Ausland, nicht unwichtig für Auswandern
- Geldwechseln, aber richtig
- Leben in den Tropen, Leben in Chumphon
- Moskitos in Thailand, was ist der beste Schutz, bzw. wie schützt man sich am besten?
- Tolle Neuigkeiten gegen Dengue Fieber
- Doping für Ihre Gesundheit
- Chumphon, eine magische Gegend und mein Paradies
- Chumphon im Wandel, was kommt als Nächstes?
- Chumphon, Thailand, ein kurioser Tag im Leben eines Baxidas
- Pak Naam Chumphon hat richtig viel zu bieten
- Baan Metawi, dort, wo der Pfeffer wächst
- Back Dich ins Glück
- empfehlen Sie den Blog weiter, ich würde mich sehr darüber freuen
Hier geht es zu noch viel mehr Beiträgen zum Thema:
Same Same but different …
… das Lebensmotto schlechthin für den „Thai way of life“
Leben in Thailand – Der Blog ▪▪▪
▪▪▪ der Auswandern und Überwintern einfach macht.
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Ja, Du hast ja recht: In D ist das mit der Bürokratie schon ziemlich kompliziert. Wird auch allgemein kritisiert.
Aber wir kritisieren in D so wie so eigentlich alles. Wollen aber auch alles: Arbeitslosenversicherung, Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Rentenversicherung etc. Unser ganzes Leben ist versichert – sogar Lebensversicherung!
Und da liegt das Problem mit der Selbständigkeit in D: Diese ganze Sicherheit aufgeben? Echt jetzt? Diese deutsche liebgewonnen Komfortzone verlassen? Kein sicheres Einkommen?
Das wollen die meisten nicht. Die Bürokratie ist sicher lästig aber nicht wirklich ein Hindernisgrund. Hab vor Jahren eine GmbH gegründet, war etwas aufwendig aber machbar.
Meine thailändische Schiegertochter hat eine selbstständige Tätigkeit als Nebenbeschäftigung angemeldet. War einfach. Anmeldung bei der Gemeinde. Kostet 40 Euro – kann man von der Steuer ansetzten. 5555
Die Steuererklärungen in D sind allerdings kompliziert – aber nicht nur für Selbstständige.
Du schreibst in Thailand sind alle Krankenversichert. Stimmt, aber nur Minimalversorgung. Der Papa meiner Schwiegertochter hätte seinen Schlaganfall nicht überlebt wenn nicht Geld aus D geflossen wäre. Und nein, das war kein Fake wo die Thai-Familie nur Geld wollte: Mein Sohn saß während seines Urlaubs mit seiner Frau in der Pension gegenüber dem Krankenhaus und hat – wie üblich in TH – sich um die Pflege des Opas gekümmert.
Das Th Gesundheitssystem hat gewaltige Mängel wenn man kein Geld hat und auf dem Land wohnt. Ganz so klasse finde ich die Infrastruktur auch nicht.
Versteh mich recht: Ich liebe Thailand und besonders die thailändischen Menschen.
Aber zum Auswandern bin ich zu alt (70+). Und meiner Schwiegertochter
gefällt es hier auch ganz gut. Und thailändische Kronprinzen haben sich bei uns in Bayern auch ganz wohl gefühlt.
Hier in D läuft sicherlich einiges falsch aber leider ist Thailand auch kein Paradies. Wenn ich nur manche Kommentare von deutschen Auswanderern über diese schrecklichen Thais lese! Alles furchtbar!!! Wir Deutschen sind wirklich die Weltmeister im meckern.
OK, da ist Thailand eindeutig besser! 🙂
Deshalb jetzt auch von mir etwas „ist doch alles Scheiße“: Unser Enkel ist eingeschult worden- wann sollen wir den jetzt alle zusammen Urlaub machen? In der Regenzeit im Isaan? Scheiß Schulpflicht!
Aber eine gute Schulausbidung oder sogar Studium ist in TH auch nicht einfach und für viele Thais unbezahlbar.
Okay, irgendwie kriegen wir das schon hin und diese deutsch thailändische Beziehung macht unser Leben viel spannender!
LG Norbert
Hallo Norbert, vielen Dank für den umfangreichen Kommentar.
Ich kann meckern sehr gut auf mich beziehen, ich mache es gerne 😉 Allerdings verbinde ich mein Meckern mit nicht wenigen Beispielen, aber auch wie es anders gehen könnte. Dabei hilft mir dann Thailand sehr oft. Zwei Punkte sind mir allerdings bei Deinem Kommentar aufgefallen, die ich gerne – aus meiner Sicht – richtigstellen würde. Ist doch gerade die Vollkaskomentalität, Deine beschriebene Komfortzone, für mich ein Problem, welches uns jedweden Instinkt und gesunden Menschenverstand abtrainiert. Wenn dann Unvorhergesehenes passiert, springen wir wie die aufgeregten Hennen im Kreis und warten darauf, dass der Staat es schon richten wird. Dies klappt aber nicht mehr, denn der Staatsapparat versagt allzu oft. Die Bürokratie ist nicht „lästig“, sie ist für vieles, was bei uns im Vergleich zu vielen anderen Ländern schlecht läuft, verantwortlich. Passend hierzug: Mai Pen Rai – mit stoischer Ignoranz in Thailand leben.
Der zweite Punkt, der mir auffiel, ist objektiv falsch. Du schreibst von einer Minimalkrankenversicherung in Thailand, was falsch ist. Diese ist mit der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland in ihrer Effektivität vergleichbar. Man muss lange warten, oft erfolgt anfangs nur Symptombekämpfung und an den Ursachen wird nicht wirklich nachgeschaut, etc. Dann kommt dazu, dass in einigen Provinzen die staatlichen Krankenhäuser top ausgestattet sind und in anderen sehr schlecht. Und je weiter man von einem Provinzhauptkrankenhaus entfernt ist, desto schlechter die Behandlung. Da gibt es keinen Unterschied zu Deutschland und zur gesetzlichen! Dein Beispiel mit dem Schlaganfall bedeutet, so wie ich es interpretiere, dass er dann eine private Versorgung durch das Geld aus Deutschland bekam. Wo wäre hierbei der Unterschied zu Deutschland? Wie viele könnten länger in Deutschland leben oder eine Krankheit wäre früher erkannt worden, wäre der Patient privatversichert gewesen?
Wenn ich noch eines allgemein anmerken darf, so liebe ich Kommentare, die kritisch sind und wo man, ohne sich gegenseitig zu verletzten, auf Augenhöhe diskutieren kann. Auch hierfür ein Dankeschön.
Viele Grüße
Matt