Leben in Thailand
Modelle, Wirtschaftswissenschaft vergleicht Äpfel mit Birnen

Wirtschaftswissenschaft, ein Oxymoron

Aktualisiert am 4. März, 2024

Wirtschaftswissenschaft hat nichts mit Wissen zu tun

Wirtschaftswissenschaft in Deutschland und im gesamten Abendland ist Theorie, meist aber nur Wunschdenken mit Modellen, in Thailand hingegen gelebte Realität, siehe auch bei der Inflation. Als Beispiel: Scholes und Merton, 2 Nobelpreisträger, beide studierten Wirtschaftswissenschaft, haben mit anderen in 1994 LTCM gegründet. Dieser Hedgefonds, mit US$ 5 Milliarden Eigenkapital, bekam Kredite von über US$ 120 Milliarden. Damit konnte LTCM Verträge für Derivate von über US$ 1 Billion eingehen, Peanuts also!

Es ging selbstverständlich gigantisch schief. Ein einziger simpler Hedgefonds hat die gesamte Finanzwelt in erhebliche Bedrängnis gebracht. In 2024 gibt es rund 15.000 davon, mit lächerlichen 4,5 Billionen US$ angelegten Geldern. Mit dem gleichen Hebel, wie bei LTCM können damit eine Billiarde an Derivaten gehalten werden. Oben genannte Nobelpreisträger sind bis zum heutigen Tage mit ihren jeweiligen US Eliteuniversitäten verbandelt, sind finanziell gut abgesichert und mussten selbstverständlich auch niemals ins Gefängnis. Auch die USA ist eine soziale Marktwirtschaft für Priviligierte, warum sollte dies nur Deutschland haben?

Matt Abold

Mein Name ist Matt Abold und ich lebe seit 2009 im Baan Metawi, in Chumphon, Thailand. Ich schreibe übers Auswandern und Überwintern sowie über sozial- und wirtschaftspolitische Themen mit Bezug zu Thailand.
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Verliebtheit in Modelle und Simulationen

Die weltgrößten Banken gaben LTCM blind Kredite. Die doch sehr kindische Begründung im Nachhinein war, dass Nobelpreisträger sich nicht irren sollten. In 1998 wurde LTCM durch eine konzentrierte Aktion der größten Zentralbanken gerettet. Um noch Schlimmeres für die gesamte Welt zu verhindern war die Begründung hierfür.

Diese Formulierung, „um noch Schlimmeres zu verhindern“ kommt Ihnen wahrscheinlich von der Bankenkrise in 2008 bekannt vor. LTCMs Finanzmodelle konnten natürlich alles nicht voraussehen, genauso wie die Finanzsimulationen in 2008. In den Modellen der Wirtschaftswissenschaft gab es so etwas einfach nicht. Wenn ich durch absolute Realitätsverweigerung großen Schaden anrichte, hafte ich dafür, nicht aber unsere Banken, warum? Darum:

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Wer konnte denn mit so etwas rechnen?

In einem BBC Video mit dem Titel „The Midas Formula“, meinte Scholes mal, dass keiner mit so etwas rechnen konnte. Die Folge dieser Götzenanbetung durch angeblicher Künstliche Intelligenz war und ist nicht etwa wirkliche gesetzliche Schranken dagegen einzuführen. Das Risiko wurde sogar noch extrem höher und künstlich komplexer.

Die Ausreden dieser Quacksalber sind weltmeisterlich. Bei der Bankenkrise kam dann fast unisono „mit so etwas konnte man nicht rechnen“. Jetzt bei Covid-19 und dem Umgang mit den wirtschaftlichen Folgen daraus: „niemand konnte mit so etwas rechnen“. So geht es immer weiter, um die eigene Dummheit zu vernebeln.

Es ist selbstverständlich keine Dummheit, bestimmte Ereignisse nicht vorauszusehen. Es ist aber ein so eklatanter Irrglaube und letztendlich Dummheit, dass das Leben und alles andere daraus folgend, sich in Modellen berechnen lassen könnte.

Dies geht dann gut bis zur nächsten Megakrise und wir hören dann wieder, dass niemand mit so etwas rechnen konnte. Da die Masse des Geldes diesem Wahnsinn folgt, ist es nur konsequent, wenn Finanzkrisen größer und immer schwieriger beherrschbar werden. Aber Sie können darauf wetten, dass unsere politischen Mietmäuler immer dafür Sorgen tragen werden, dass diese Genies niemals ins Gefängnis müssen. Sehr gut passend hierzu:

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Teeblattleseaktivitäten unserer Wirtschaftswissenschaft

Dieser von Ökonomen vertretende Irrglaube fängt schon mit der Lüge des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften an. Diesen hätte Alfred Nobel niemals seinem Namen gegeben und es hat ihn auch noch niemals gegeben. Wenn Sie es nicht glauben, hier können Sie es nachlesen.

Ähnlich wie Religionswissenschaften und Rechtswissenschaften beschäftigen sich Wirtschaftswissenschaftler mit Glauben, nicht aber der Realität. Nicht mit Wissen, sondern in viel schönen Zahlen, Theorien, Formeln und Modellen verpackter Irr-Glaube. Künstlich komplex gestaltet, um die Quacksalber nicht zu einfach entlarven zu können. Lesen Sie hierzu auch:

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Wenn das Kapital diskriminiert, schweigen Gutmenschen

Für Ökonomen scheint eine elegante Theorie erstrebenswerter, als die krude Wahrheit zu akzeptieren. Dabei werden manchmal recht pfiffige Begriffe erfunden, die dann die Finanzwelt erobern: BicMac Index, die BRICS Länder. Insbesondere aber die politisch gewollte Verunglimpfung von Portugal, Italien, Griechenland und Spanien durch den Ausdruck: PIGS Länder, also Schweineländer.

Es ist zutiefst diskriminierend und beim Homo oeconomicus weit verbreitet. Seltsam nur, dass dies nicht von unseren Mietmaulpolitikern und empörten Gutmenschen angeprangert wird, wo bleibt hier:

Nobelpreis scheint alle, auch die Wirtschaftswissenschaft zu verblenden

Im Oktober 2022 erschien ein Interview mit dem 95-jährigen Vernon Smith in der Wirtschaftswoche. Er ist vernarrter Anhänger der Religion, dass Märkte alles besser können, insbesondere als der Staat. Wenn nicht senil, dann wohl völlig von seinem Nobelpreis verblendet, kam es zur nachfolgenden Aussage:

Übertreiben Sie da nicht?

Als Frage auf seine Aussage, dass: „Im Grunde genommen leistet der Staat nichts wirklich Produktives.“

Seine Antwort dazu:

Wieso? Schauen Sie sich das amerikanische Bildungssystem an. Ist das staatliche Schulsystem in den USA vorzeigewürdig? Nein. Und die staatlichen Krankenhäuser für Kriegsveteranen mit ihren miserablen Leistungen? Nein.

Als Träger des nicht existierenden Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft ist es schon überraschend, dass er nicht nur Ursache und Wirkung verwechselt. Kurz erklärt: das staatliche Bildungssystem, das Gesundheitssystem und so viel anderes in den USA ist deswegen so schlecht, weil man sich voll auf den Markt verlassen hat.

Viel schlimmer ist allerdings, dass er eine zufällige Korrelation mit Kausalität (aufgrund Verwechslung von Ursache und Wirkung) verwechselt. Beispielhaft funktioniert Deutschlands teilstaatliches Gesundheitswesen ganz gut für die Masse, dürfte aber nach der These des Wirtschaftswissenschaftler nicht möglich sein. Oder die Energieversorgung ist in Thailand seit Jahrzehnten größtenteils in staatlicher Hand, die in Deutschland seit vielen Jahren nicht mehr. Die Folge, billige und ziemlich stabile Versorgung in Thailand und in Deutschland ein 200 Milliarden Doppelwumms nebst Verstaatlichung vieler Energieunternehmen, u.a. auch Uniper. Also vollkommener Quatsch. Warum hat der Journalist der Wirtschaftswoche bei diesen beiden groben Fehler nicht nachgehakt?

Thailand ist nicht die Ausnahme, die Theorien sind einfach falsch

Im Wasser gibt es Fische und auf dem Feld Reis. Ein thailändisches Sprichwort für Essen in Hülle und Fülle (passend hierzu: Ahan Dam Sang, Superfood aus der Garküche in Thailand). Die weltweite Wirtschaftswissenschaft ist allerdings felsenfest davon überzeugt, dass dies nicht sein kann. Ihre Fantasiewelt und geliebten Modelle besagt, dass sich bei hochindustrialisierten Ländern Preissteigerungen bei Lebensmittel aufgrund steigender Rohstoffpreise bei den Ausgaben kaum bemerkbar machen. Ganz im Gegenteil zu den tiefindustrialisierten Länder. Dies führt dort dann bis zu Bürgerkriegen, siehe Syrien.

Nun ist Thailand kein hochindustrialisiertes Land und zählt aus Sicht der deutschen Verwaltung als Entwicklungsland, trotzdem muss es mit Halbwahrheiten und sonstigen Quatsch für die Modelle passend gemacht werden. Thailand ist aufstrebend, dennoch ein Entwicklungsland. Trotzdem sind Grundnahrungsmittel in Thailand prozentual zum Durchschnittseinkommen weiterhin billiger als in Deutschland. Sie sind auch keinen großen Schwankungen ausgesetzt. Bis jetzt, September 2020, sind während der Covid-19 Pandemie, die Grundnahrungsmittelpreise in Thailand sogar gesunken, ganz im Gegenteil zu Deutschland. Siehe auch:

Folgt man nun den Wirtschaftswissenschaften und ihre Verliebtheit in Modelle und Simulationen, dann kann es die Zustände in Thailand gar nicht geben. Oder ist Thailand womöglich noch höher industrialisiert als Deutschland? Es wird, wie so oft in der Wirtschaftswissenschaft, eine Fiktion, mit der Realität gleichsetzt.

Große Unterstützung bekommen sie auch von unseren hochgelobten Medien, die leider alles mehr oder weniger kritiklos weitergeben. Bei fehlendem Sachverstand ignorieren Journalisten gerne ihren Berufsethos und schmieren einfach darauf los.

Mehr Beiträge hierzu:
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Äpfel mit Birnen vergleichen ist angeblich wissenschaftlich, vielleicht in der Theorie, nicht jedoch in der Realität

Nehmen Sie die oben erwähnten Lebenshaltungskosten, deren Basis immer eine Art Warenkorb für ein ganzes Land beinhaltet. Deren Aussagekraft ist nicht nur aufgrund sehr unterschiedlicher Preise innerhalb eines Landes fragwürdig. Unterschiedliche regionale Ansprüche finden überhaupt keinen Platz. Es fahren viel mehr Bayern Ski als Norddeutsche. Es gibt daher für letztere gar keinen Grund viel Geld dafür auszugeben. International sind diese Unterschiede noch viel größer.

Für einen Thailänder, ob arm oder reich, ist es normal, zumindest einmal am Tag auswärts zu Essen. Eine Familie in Bangkok mit gerade mal durchschnittlichem Einkommen, hat oft eine Vollzeithaushälterin. Diese kann tatsächlich von ihrem Einkommen leben. Ganz im Gegensatz zum deutschen Mindestlohn. Siehe hierzu: Gute Arbeit gebietet gutes Gehalt oder doch nicht?

Ich fürchte, diese Ausgaben sind im deutschen Warenkorb überhaupt nicht vorgesehen und fehlen natürlich gänzlich in den Modellen der studierten Kaffeesatzleser, wenn es um Thailand geht. Dennoch vergleichen wir international auf Teufel komm raus alles und jeden und verkaufen es als Wissenschaft.

Wachstum

Beim Wirtschaftswachstum hat mehr oder weniger jedes Land seine eigene Definition und Berechnungsmethode. Meines Wissens hat kein Land, die in vielen Ländern voranschreitende Überalterung der Gesellschaft und folglich, das Schrumpfen der Bevölkerung, auf dem Radarschirm. Eine schrumpfende Gesellschaft erhöht das Pro Kopf BIP, wenn sonst alles gleich bleibt! Die ganze Finanzwelt, sowie die Politiker übertreffen sich dabei mit alternativen Fakten. Diese bestenfalls Glaubensbekenntnisse werden dann für weitreichende Entscheidungen hergenommen. Kaffeesatzlesen auf hohem Niveau, aber trotzdem alles andere als Wissenschaft.

Bei der Berechnung der Inflation gab es Mitte 2022 einen guten Artikel im BR24, indem auf unterschiedlichen Berechnungsmethoden aufmerksam gemacht wurde. Deutschland und die EU hat Wirtschaftswissenschaftler, aber warum dann so unterschiedliche Ergebnisse?

Realitätsverweigerung ist die Kernkompetenz der Wirtschaftswissenschaft

Und wäre dies nicht schon genug Unheil, so sind bis heute viele Professoren davon überzeugt, dass die Bankenkrise von 2008 überhaupt nicht stattgefunden hat. Sie machen weiter in ihren Vorlesungen, als hätte es diese niemals gegeben. Sie glauben unbeirrt an ihre irrwitzigen Theorien und Modelle. Studierenden, sorry Studenten, wird fortwährend nur Voodoo Wirtschaft, bestenfalls Folklore gelehrt.

Die Wirtschaftswissenschaft ist so felsenfest davon überzeugt, dass sich das ganze Leben in irgendwelchen Formeln und Modellen abbilden lassen kann. Die Erklärung bei der nächsten Finanzkrise lautet dann selbstverständlich: Mit so etwas konnte man doch wirklich nicht rechnen.

Noch ein Beispiel

Letztendlich sieht man auch in der verschlafenen Inflationspolitik, insbesondere der EZB in 2021 bis Mitte 2022, eine gewisse Realitätsverweigerung. Die hohe Inflation wurde als vorübergehendes Angebotsproblem gesehen. Als es schon 8 % Inflation in der EU gab, hielt die Führung der EZB immer noch an ihrer Schulbuchtheorie fest. Das Problem dabei war, dass eine globale Pandemie und Putins Machtstreben niemals in Schulbüchern und süßen Modellen der Wirtschaftswissenschaft Beachtung fand bzw. einkalkuliert wurde.

Das Vertrauen darauf, dass sich diese vorübergehenden Störungen beim Angebot von selbst lösen würden, wurde erst Mitte 2022 einem Realitätscheck ausgesetzt und die Zinsen wurden erhöht. Zudem kommt noch, dass das Wort „vorübergehend“ anscheinend niemals von den vermeintlichen Wissenschaftlern definiert wurde. Irgendwann mal stimmt dann sicherlich die Erklärung der EZB, wenn eine vorübergehende Inflation auch Jahre dauern darf. Mit der Erhöhung der Zinsen gab es auch schon wieder Erklärungsbemühungen in Richtung: Man konnte doch mit so etwas nicht rechnen.

Die Erde ist doch eine Scheibe

Übertragen gesehen, ist das Verhalten der Wirtschaftswissenschaft folgendermaßen: Es steht fest, dass die Erde eine Scheibe ist. Alles, was das Gegenteil beweist, wird entweder ignoriert oder so mit Halbwahrheiten verdreht, dass es wieder zur Scheibentheorie passt.

Glauben Sie nicht? Eine große und vor allem einflussreiche Menge von Ökonomen glaubt bis heute, die Märkte können alles besser. Wo bitte ist da der Unterschied zur Scheibentheorie?

Unsere Medien, die zur Aufklärung viel hätten beitragen können, schweigen vor lauter Inkompetenz. Hierzu empfehle ich Beiträge wie:

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Produktivität, das vermeintliche Allheilmittel

Ist Produktivität doch dafür ausgelegt, dass ständige Steigerung bzw. Wachstum stattfindet muss. Kollektiv begeben wir uns ins Land der Märchen. Wir tun so, als ob sämtliche Produktionsfaktoren, der Menschen zählt auch dazu, unendlich gesteigert werden können.

Noch im gleichen Atemzug verurteilen wir aber jeden Leugner der Klimaveränderung. Wir belächeln arrogant Trump und seine Politik des nationalen Alleinganges, sind aber stolz darauf, dass unsere Waren die Welt überschwemmen.

Mittlerweile kommen auch Modelle der Produktivität durcheinander, da in 2022 auf einmal weltweit Millionen Menschen fehlen, die bisher immer fast für lau arbeiten durften und jetzt seltsamerweise nicht mehr aufzufinden sind. Ein Deutschlandbesuch in 2023 zeigte mir das perverse Verständnis von Angebot und Nachfrage bei den lächerichen Gehältern für Jobs, die überall Mangelware waren. Siehe auch: Tourist in Deutschland, kleine Reise Unterschiede zu Thailand. Selbst die USA ist hier um ein vielfaches sozialer in ihrer Markwirtschaft als Deutschland, ganz zu schweigen von Thailand. Lesen Sie hierzu mal das 3. Kapitel im Beitrag: Mindestlohn Thailand

Kosten für Verschmutzung und Klimaveränderung werden gänzlich verdrängt

Den gebrauchten Joghurtbecher waschen und mit dem Geländewagen diesem zum Recyclinghof zu bringen. Bei irgendeiner Verarbeitungsstufe wird dann alles fein säuberlich vermischt. Ein großer Teil wird verbrannt und ein anderer über LKW und Schiff nach zum Beispiel Malaysia exportiert.

Wohl wissend, dass dies alles in der staatlich korrupten Definition zur ohnehin schon sehr niedrig ausfallenden Recyclingquote gezählt wird. Danach echauffieren wir uns über Länder in Afrika und Südostasien, da diese angeblich die Hauptplastikverschmutzer der Meere sind. Die Theorien dahinter verdanken wir nicht zuletzt der genialen Wirtschaftswissenschaft. Auch interessant: Bestechung in Thailand oder doch nur Entscheidungshilfe?

Die Realität lässt sich aber nicht zu 100 % in Modellen abbilden, wird aber von Wirtschaftsexperten als Realität gesehen. Die fehlenden Promille sind dann die Finanzkatastrophen. Wer hätte dies ahnen können, hören Sie dann tausendfach von unseren Wirtschaftseliten. Passend hierzu: Ist zukünftiges Leben wichtiger als heutiges?

Die liebe Weltbank, Wirtschaftswissenschaft auf Dorfniveau

In einem Seminar namens: „Thailand in the Time of Covid-19“ meinte ein Weltbankvertreter sinngemäß: Es geht nicht darum wie tief man fällt, sondern wie schnell man dorthin zurückkehrt, wo man herkam.

Dieser Ökonom hat es am Abend zuvor wohl in einem chinesischen Glückskeks gefunden. Was für ein entsetzlich von Dummheit und Arroganz geprägter Satz.

Es gibt einen Weltbankbericht von 2020 über Thailand, mit dem Titel: “Taking the pulse of poverty and inequality in Thailand“. Dort werden 5 Verfasser genannt, alle sind Wirtschaftswissenschaftler und natürlich ist auch kein Thailänder darunter. Letzteres ist grundsätzlich kein Problem, jedoch sehe ich zumindest ein sehr altbackenes Denken dahinter, empfehle dazu: Me Too und Gutmenschen

Der Report selbst erschlägt einen mit süßen Formeln, Modellen, Grafiken und Zahlen. Man könnte meinen, da ist gerade jemand vom obigen Seminar zurückgekommen. Ein durch und durch abstraktes Glaubensbekenntnis.

Jedenfalls habe ich an einen der Verfasser eine E-Mail geschrieben. Natürlich kam nie eine Antwort darauf. Wer weiß, vielleicht bekomme ich ja Feedback von Ihnen? Hier die E-Mail:

Die Weltbank glaubt Wirtschaftswissenschaft wäre Wissenschaft

… Gerade habe ich Ihren Report: “Taking the pulse of poverty and inequality in Thailand“ für ca. 1 Stunde überflogen. Werde mir diesen sicherlich noch genauer durchlesen. Allerdings sind mir ein paar Sachen aufgefallen, die nun so gar nicht mit meinen Beobachtungen übereinstimmen. Beobachtungen sind keine Zahlen, diese finden sich sehr häufig in Ihrem Report, und daher vielleicht oberflächlich nicht sehr objektiv. Dennoch sind Zahlen auch mit Vorsicht zu genießen, solange man sich über deren Quelle nicht sicher ist. Ich bin ex-Banker, konnte mich mit 42 Jahren pensionieren und in Thailand leben. Nicht zuletzt, weil ich mit Zahlen sehr gut umgehen kann.

Schmunzeln musste ich bei: Not enough money for food (perception) als ich dort die über 40 % sah. Glauben Sie das wirklich? Würde man mit einem einigermaßen ehrlichen Kaufkraftvergleich Deutschland und Thailand vergleichen, würden unsere Bürger prozentual mehr von ihrem Gehalt für Essen aufwenden als Thailänder. Dies sogar ungeachtet, dass Thailänder mindestens einmal pro Tag auswärtig essen.

Thailand passt hier im Übrigen so überhaupt nicht ins Bild unserer Wirtschaftswissenschaftler, die uns glauben machen wollen, dass Bürger in einem hochindustrialisiertes Land weniger Preisschocks bei Lebensmittel ausgesetzt sind, als ärmere Länder. Vom thailändischen Mindestlohn kann man nicht nur leben, sondern sogar eine kleine Familie ernähren, diametral entgegengesetzt im Vergleich zu Deutschland. In Deutschland gibt man mittlerweile durchschnittlich knapp 40 % seines Gehalts für Miete aus, in Thailand sind wir bei weit unter 30 %, außerhalb Bangkoks oftmals unter 20 %. Siehe auch: Billige Preise in Thailand und teure in Deutschland, nur warum

Ferner schrieb ich der Dame noch

Unsere Haushälterin kann sich als Mindestlohnempfängerin sogar eine eigene Reihenwohnung leisten. In Deutschland kann dies ein Mindestlohnempfänger sich niemals spendieren. Sie schreiben von thailändischer Landwirtschaft und unterscheiden nicht zwischen Plantagenwirtschaft und Feldwirtschaft, was einen erheblichen Unterschied macht. Anders als Indonesien und Malaysia gibt es eine viel größere relative Anzahl an kleinen bis mittelgroßen Plantagenbesitzer in Thailand. Deren Einkommen ist zwar durch die gezinkte Preisfeststellung an internationalen Finanzplätzen für die jeweiligen Produkte stetig gesunken, der Wert der Grundstücke hat sich aber in den letzten Jahren in vielen Gebieten in Thailand vervielfacht.

Lange Rede, ich werde das Gefühl nicht los, dass es sich bei diesem Report um eine Art Klientelreport handelt. Lassen Sie mich es mit einer Analogie meines früheren Bankerlebens erklären. Bei Reports über Aktien oder Anleihen gibt es oft Analystenreports, diese werden in Buy-Side und Sell-Side unterschieden. Sell-Side werden von Banken oder Brokern geschrieben, die so viel Aktien wie möglich verkaufen wollen. Egal von wem und an wem.

Buy-Side Reports werden meist von Institutionellen Anlegern für den internen Gebrauch geschrieben. Diese werden für Kauf oder Verkaufsentscheidungen hergenommen, die diese Unternehmen selbst machen. Natürlich sind Buy-Side Reports viel objektiver und daher nützlicher. Ihren Report sehe ich eher als Sell-Side, wobei mir noch nicht klar ist, welches Interesse die Weltbank damit verfolgt. …

Vielleicht fällt Ihnen ja ein guter Grund ein?

In meinem früheren Bankerleben musste ich mich mit dieser Idiotie täglich herumschlagen. Heutzutage erscheint mir dies so weit entfernt, fast schon wie ein schlechter Traum.

Interessiert am Auswandern? Siehe dann nachfolgende Beiträge …

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Sozial- und wirtschaftspolitische Themen, die oft Thailand mit Deutschland und Europa vergleichen, finden Sie unter der Rubrik Zeitgeistkritik im Menü. Sind es doch gerade die Bereiche, die mir ein paradiesisches Leben hier in Chumphon, Thailand bereiten.


Kokosnusspalme und Meer

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Ein Kommentar

  1. Hallo Matt,
    vielen Dank für den tollen Artikel. Kann deinen Ansichten nur zustimmen (übrigens als diplomierter Wirtschaftswissenschaftler) :)))
    Irgendwann hab ich aufgehört, Dinge zu verwissenschaftlichen zu wollen, die derart viele Unbekannte enthalten und deshalb ein reines Glücksspiel sind.
    Betrachte die Berichte in sogenannten Fachzeitungen nunmehr als Satire, deren Lektüre jedoch das Opfern von Lebenszeit nicht wert ist.
    Journalisten werden nach Zeilen bezahlt und müssen schließlich irgendetwas schreiben. 😉
    Liebe Grüße aus Khao Lak

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