Leben in Thailand
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Thailand ist wirtschaftlich viel mehr als nur Tourismus

Aktualisiert am 28. November, 2024

In einem Bericht in der Wirtschaftswoche im Oktober 2020 „Die Zweiklassengesellschaft des Reisens“ meinten die 3 Verfasser unter anderem: „Wirtschaftlich noch schwerer als Hongkong und Singapur getroffen sind die wirtschaftlich fast vollständig vom Tourismus abhängigen Länder wie Thailand …“ Und wieder mal fällt mir da nur Schmierfinken (siehe Beitrag: Schmierfinken) ein, da doch so eine Aussage im übertragenen Sinne auf demselben Niveau sich befindet wie „in Deutschland gibt es nur die Autoindustrie“ oder „die Schweiz verkauft nur Käse“. Müssen Journalisten eigentlich gänzlich frei von wirtschaftlichem Sachverstand sein? Anders als in Deutschland, ist die Wirtschaft in Thailand breit aufgestellt, was sich auch an einem seit Jahrzehnten steigenden BIP zeigt und Touristen kommen auch scharenweise in 2024 wieder nach Thailand.

Vielleicht nicht ganz so schlimm und unprofessionell wie die Wirtschaftswoche, aber dennoch wird in vielen Medien Thailand oft als extrem stark vom Tourismus abhängig beschrieben. Dies ist unter verschiedenen Gesichtspunkten falsch und vermischt vieles miteinander.

Natürlich wurde der Tourismus in Thailand in der Zeit von März bis September 2020 von 40 Millionen ausländischen Touristen im Jahr 2019 auf mehr oder weniger 0 heruntergefahren, was auch eine wirtschaftliche Delle im BIP hinterließ. Selbstverständlich hat Thailand deshalb einen wirtschaftlichen BIP Einbruch zu verzeichnen. Was aber fehlt, dass alles in Relation dargestellt werden sollte; andernfalls könnte man ja von Diskriminierung ausgehen.

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Matt Abold leben in chumphon, thailand

Matt Abold heißt der Bub und lebt seit 2009 auf Baan Metawi, in Chumphon, Thailand. Er schreibt übers Auswandern und Überwintern und sozial- und wirtschaftspolitische Themen mit Bezug zu Thailand.
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Ein paar Zahlen kann ich Ihnen nicht ersparen

Zuerst mal die Zahlen – BIP – zur Wirtschaft in Thailand und einigen ausgewählten Länder.



Land

BIP
2. Q. 2020

BIP 2020

BIP 2021

BIP 2023
Deutschland-9,7-4,9+ 3,1– 0,3
Schweiz -8,2-3,0+ 3,7+ 0,7
Italien-12,8-8,9+ 5,8+ 0,9
Spanien-18,5-11,0+ 5,7+ 2,5
Groß
Britannien
-20,4-9,9+ 6,8+ 0,1
Frankreich-13,8-8,2+ 6,3+ 0,7
Singapur-12,6-5,4+ 6,0+ 1,1
Malaysia-17,1-5,9+ 3,5+ 3,7
Thailand-12,2-6,2+ 1,6+ 1,9

Schaut man sich die Zahlen zur Wirtschaft an, so hatte Thailand keine solch extremen Schwankungen im BIP, als insbesondere einige Länder in Europa. Bringt man es in Relation zu den Wirtschaftsnachrichten über Thailand in den letzten Jahre, fällt es schwer von Qualitätsmedien zu sprechen, Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Hier passen auch gut die Beiträge:

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Der Tourismus in Thailand ist nicht Thailand

Der gemeine Tourist in Thailand ist zweifellos sehr wichtig. Bangkok ist die am meisten besuchte Großstadt weltweit, in 2019 kamen knapp 40 Millionen Touristen nach Thailand und Projektionen für 2024 gehen wieder von fast 40 Millionen aus: Bangkok, eine klasse Stadt.

War es vergleichsweise einfach Zahlenmaterial für BIP und Schätzungen dessen zu bekommen, ist es eigentlich fast unmöglich, verlässliche Zahlen für den Tourismus im Verhältnis der Gesamtwirtschaft eines Landes zu bekommen. Es wird oft Wertschöpfung mit Umsatz gleichgestellt und dann findet man für Thailand Zahlen von über 20 und sogar 25 % der Wirtschaftsleistung für den Tourismus; ein ausgemachter Schmarren eben.

Beispielhaft das ARD Geschmier von Frau Bodewein vom Juli 2021, welches mittlerweile von der ARD entfernt wurde. Darin meinte Frau Bodewein, dass die Wirtschaft in Thailand mit 20 bis 25 % vom Tourismus abhängig sei. Man sieht sofort, dass nicht mal ansatzweise ein wirtschaftlicher Sachverstand beim Schreiberling vorhanden war und trotzdem wird auf Faktenprüfung verzichtet. Selbst wirtschaftliche Nichtschwimmer könnten die Richtigkeit sehr schnell überprüfen. Da von Beginn des 2. Quartal 2020 bis einschließlich Ende des 1. Quartals 2021 (also 1 Jahr) so gut wie null ausländische Touristen nach Thailand kamen, hätten doch die Wirtschaft, also die BIP Zahlen um 20 % einbrechen sollen? Dies lässt sogar den wirtschaftlichen Rückgang anderer Industriezweige in Thailand während dieser Zeit außen vor. So etwas nennt sich dann deutsche Qualitätsmedien. Wie man es richtig macht, finden Sie hier!

Thailand macht viel um den BIP Einbruch abzufedern

Ähnliche Kapriolen sieht man, wenn Journalisten, ohne Kenntnisse von Wirtschaft & Co, die gesamten Tourismuseinnahmen gleichsetzten mit den Exporteinnahmen durch Tourismus in Thailand. Der Inlandstourismus, also einheimische Touristen, in Thailand ist so klein auch wieder nicht und die thailändische Regierung macht recht viel um den Thailänder zum Urlauben im eigenen Land zu bewegen. Mehr Extra-Feiertage, bis zu 40 % Zuschuss zu den Hotelkosten, Flugkosten, Essenszuschüsse, etc. Dies wird selbstverständlich in deutschen Qualitätsmedien nicht berichtet, es würde dann ja nicht zur bereits vorgefertigten Meinung unserer unabhängigen Journalisten und Medienhäuser passen. Bei vielen Maßnahmen profitieren vor allem Bürger, Soloselbstständige, Kleinunternehmen und der Mittelstand. Großunternehmen bleiben oft sogar außen vor, etwas was gänzlich unmöglich in Deutschland ist.

Realistischere Schätzungen gehen davon aus, dass der Tourismus in Thailand rund 10 % bis 12 % des BIP ausmacht. davon ist aber rund ein Drittel Indlandstourismus. Der Auslandstourismus in Thailand entspricht also zwischen 7 % bis 8 % des BIP. Immer noch viel, aber diametral entgegengesetzt zu der Aussage, dass Thailand fast ausschließlich vom Tourismus abhängt. Spanien, Portugal, Griechenland, die Türkei, sind alles Länder, bei denen der Tourismusanteil erheblich höher zum BIP ist, als in Thailand. Dennoch lesen Sie keine Schlagzeilen, dass diese Länder fast vollständig vom Tourismus abhängig wären, warum nicht?

Thailand ist viel mehr als Tourismus

Meine Heimatprovinz Chumphon, am Golf von Thailand hat beim BIP während Covid-19 zugelegt, wie auch viele andere Provinzen in Thailand. Berichtet wird davon nie, denn man hat ja die bekannten Touristenorte, wo man Schreckensnachrichten berichten kann. Diese stimmen sogar oftmals, aber es ist nicht Thailand, sondern ein kleiner Teil. Die 40 Millionen Touristen von 2019 haben sich zum großen Teil auf 8 Provinzen verteilt; insgesamt hat Thailand zur Zeit 77 Provinzen. Lesen Sie hierzu auch den Beiträge:

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Die thailändische Wirtschaft ist international stark verflochten

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an die fürchterliche Flut von 2011, wo rundherum um Bangkok viele Fabriken schließen mussten und danach weltweit Fabriken wegen unterbrochener Lieferketten Probleme bekamen. IPhone & Co konnten nicht pünktlich ausgeliefert werden, viele Autohersteller konnten nicht genügend Autos zu Ende bauen, etc. Thailand ist der größte Autobauer in ganz Südostasien und 11. größter Autoproduzent weltweit, also wirtschaftlich gar nicht so schlecht. Deutschland produzierte 2022 knapp 3,6 Millionen Autos (Handelsblatt) und Thailand knapp 2 Millionen (Bangkok Post). Hier passt irgendwie der schöne Schein überhaupt nicht zum Sein, in diesem Falle langweilige Zahlen. Siehe auch: Du bist böse, ich bin gut – Thailand lachender Dritter?

In vielen anderen Industrien ist Thailands Wirtschaft auch gut aufgestellt. Dies klingt nicht nach einem Land, welches sich voll auf den Tourismus verlässt. Differenzierte Berichterstattung scheint wohl verpönt zu sein.

Vergessen Sie auch nicht die gesamte Land-, Plantagen- und Meereswirtschaft. Thailand ist einer der größten Reisexporteure weltweit. Alleine bei den Plantagen, wie Kokosnuss, Kautschuk, Palmöl und Durian zählt Thailand zu den 3 weltgrößten Produzenten. Hierbei empfehle ich die Beiträge:

📌 Hier Klicken:

Insgesamt exportierte Thailand in 2020 Waren in Höhe von US$ 258 Milliarden. Bei den Währungsreserven ist Thailand in 2021 auf Platz 14 weltweit mit über US$ 246 Milliarden.

Die Freiheit des Einzelnen hat sich der Freiheit der Gesellschaft unterzuordnen; ist dies so falsch?

Auf Jahresbasis 2020 war in Thailand der wirtschaftliche Einbruch weniger als erwartet, da kaum Lockdowns nötig waren. Covid-19 wurde 2020, soweit man so etwas sagen kann, mustergültig in die Schranken gewiesen. Jedoch bin ich froh darüber, dass die Menschen in Thailand und in vielen anderen asiatischen Länder die Freiheit der Gesellschaft über die, des Einzelnen stellen. Eigentlich auch gelebte Menschenwürde in Zeiten nach Covid-19. Siehe hierzu: Warum tragen Thailänder weiterhin Maske, obwohl es freiwillig ist?

Wirtschaftlich ist wohl nur China in 2020 mit einem blauen Auge davongekommen und alle anderen Länder und viele Industrien werden für die nächste Zeit noch mit den Folgen zu kämpfen haben. Dass China eine überaus dumme Covid-19 Politik, insbesondere in 2022 betrieb, ist hausgemacht und die Welt leidet wirtschaftlich nicht wenig darunter. Siehe hierzu: Ist zukünftiges Leben wichtiger als heutiges?

2021 hat Covid auch in Thailand zugeschlagen, die Bevölkerung und Wirtschaft leidet sicherlich. Trotzdem hat sich ganzjährig die Wirtschaft ein wenig erholt und für 2022 wird ein noch höheres Wirtschaftswachstum geschätzt. Selbst der Tourismus beginnt zumindest wieder auf niedrigem Niveau anzulaufen.

Wie schaut die Wirtschaft 2025 aus?

Wirtschaftlich schaut es in Thailand Ende 2025 gar nicht so schlecht aus. Die Inflation sinkt schon seit langem, der Export steigt in 2024 auf US$ 290 Milliarden und die Wirtschaft wächst um ca. 3 % in 2025.

Meine subjektive Einschätzung sagt mir im November 2024, dass es tatsächlich spürbar aufwärts in Thailand geht. Ein Kurztrip nach Bangkok zeigte mir, dass so viele Neuwägen auf den Straßen waren, wie ich es seit vielen Jahren nicht mehr gesehen habe. Dies kann man in Thailand sehr einfach sehen, da jeder Neuwagen für 1 bis 3 Monate ein temporäres rotes Nummernschild hat. Auch wenn viele dieser Fahrzeuge finanziert sind, finde ich es einen guten Indikator für die Wirtschaft im Allgemeinen.

Aktuell 2024

Seit Ende 2023 steht Chumphon und der Isthmus von Kra wieder weltweit in der Presse. Allerdings geht es jetzt stark um die 30 bis 50 Milliarden US $ Landbrücke – das Land Bridge Projekt. Hierbei soll kein Kanal mehr gebaut werden, sondern zwei Tiefseehäfen, einer in Chumphon am Golf von Thailand und einer in der Nachbarprovinz Ranong, an der Andamanensee, siehe hierzu meinen neuen Beitrag: Chumphon, der Panama Kanal auf Rädern

Das Land Bridge Projekt, früher Isthmus von Kra Projekt, hat damit zu tun, dass sich der Westen mehr und mehr von China unabhängig machen möchte und umgekehrt. Der große Profiteur hierbei wird das exotische Südostasien sein. Viele Europäische Unternehmen eröffnen fleißig Fabriken, um unabhängiger vom politischen Einfluss Chinas zu werden. Chinesische Fabriken schießen wie Pilze aus dem Boden in Südostasien und machen es leichter, die Produkte nicht direkt über China zu exportieren. Thailand wird wirtschaftlich stark davon profitieren, noch mehr natürlich mit dem Land Bridge Projekt. Passend hierzu: Du bist böse, ich bin gut – Thailand lachender Dritter?

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Leben und wohnen auf Baan Metawi in Chumphon am Golf von Thailand

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