Aktualisiert am 6. Oktober, 2024
Chumphons Wirtschaft besteht größtenteils aus Meer, der Golf von Thailand und Plantagen. Insbesondere Kaffee, Früchte wie Orangen, Salak, Durian und natürlich Kokosnüsse wachsen auf den Plantagen am Golf von Thailand hervorragend. Aber in der Gegend um Thamsing, ca. 20 km entfernt vom Meer und unserem Zuhause, Baan Metawi, ist alles noch ein Tick fruchtbarer. Dort ist auch ein Familienunternehmen beheimatet, welches vor 30 Jahren mit Orangen angefangen hat und heutzutage rund 200 Rai (1 Rai = 1.600 m2) zusätzlich mit Kaffee, Salak, Durian, Kokospalmen, etc. bewirtschaftet. Seit neuestem haben sie auch ein Café in Chumphon, das Tor zum Süden von Thailand, eröffnet. Hier wird der eigene Kaffee in vielen Variationen, natürlich mit allen anderen Plantageschätzen angeboten.
Same Same … Sie wissen schon 😉
Eigentlich wollte ich mich mit dem Juniorchef Aomsin (Spitzname, siehe: Die Abkürzung K) im Café treffen, aber in Thailand gilt Same Same but different und verhinderte dies. Ich kam gerade mal 1 Stunde zu spät, er war bereits auf seiner Plantage, in dem Kaffee, genauer Robusta Kaffee vom Golf von Thailand, angebaut wird. Der Seniorchef Lak (Spitzname) fuhr mich dann dort hin und gab mir gleich noch ein paar frisch geerntete Orangen auf den Weg. Dass daraus ein 4-stündiger Ausflug und Einführung in Obst- und Kaffeewirtschaft wurde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht.
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Matt Abold heißt der Bub und lebt seit 2009 auf Baan Metawi, in Chumphon, Thailand. Er schreibt übers Auswandern und Überwintern und sozial- und wirtschaftspolitische Themen mit Bezug zu Thailand.
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Kaffee, Robusta … was sonst?
Chumphon ist Thailands 2. größtes Kaffeeanbaugebiet nach Chiang Mai. In der Vergangenheit war es sogar mal auch das größte. Als 1989 der Sturm Gay die meisten Plantagen – vor allem Kaffee und Kokosnuss am Golf von Thailand in Chumphon platt gemacht hat, gab es eine Zäsur. Der Kaffeepreis lag damals ohnehin im Keller und mit anderen Agrarprodukten konnte man mehr Geld verdienen. Daher wurden dann hier in Chumphon, Thailand viele Plantagen neu mit Palmöl, Kautschuk, Salak, Durian und eben auch Orangen angepflanzt. Der Beitrag: Schmierfinken beleuchtet die Stürme hier von ganz einer anderen Seite.
Es wurde nicht nur auf den einzelnen Plantagen viele Gewächse miteinander vermischt, sondern die einzelnen Plantagen am Golf von Thailand wurden kleiner, aber viel diverser. Dies ist nicht nur gut für die Natur, sondern hilft Preisschwankungen durch Diversifizierung auszugleichen. Beim Kaffee handelt es sich fast ausnahmslos um den kräftigeren und ein wenig herber schmeckenden Robusta Kaffee, der am Golf von Thailand sehr gut gedeiht. Haupterntezeit für den Kaffe ist Dezember bis Februar. Der uns bekannte Arabica ist eher etwas fürs Hochland und wird so ab ca. 800 Meter Höhe im Norden Thailands, hauptsächlich Chiang Mai und Chiang Rai angebaut.
Inmitten der Kaffeeplantagen ist auch der Mutterboden etwas ganz Besonderes. Er wurde mit 16 Meter Dicke gemessen, was sehr rekordverdächtig ist. Man kann es aber auch sehen, denn hier wächst einfach alles noch viel besser und die Vielfalt ist auch richtig etwas fürs Auge.
Der Beginn des Familienunternehmens
So begann auch vor über 25 Jahren der junge Lak (heutiger Seniorchef des Familienunternehmens Nilkiew) mit Orangen. Zuvor war er Garnelenfarmer und gab dies mit seiner Heirat auf. Danach kamen Plantagen mit Durian, Kokosnusspalmen und Salak dazu, erst 2017 begann die Familie Kaffee am Golf von Thailand anzubauen.
Auf den Kaffeeplantagen des heutigen nicht mehr so kleinen Familienunternehmens, werden Schatten spendende Bäume, aber auch Banane, teilweise sogar Durian und Salak vermischt angepflanzt. Ein Hauptunterscheidungsmerkmal mit den riesigen Plantagen in Indonesien und Malaysia. Vielleicht ist die Ausbeute geringer, aber die Natur liebt Vielfalt und bedankt sich mit weniger Schädlingsbefall und langfristigen Erträgen.
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Vom Kaffee zum Café am Golf von Thailand
Der Juniorchef ist permanent am Ausprobieren und testet neue Kaffeesorten bzw. züchtet dies selbst. Sogar Arabica versucht er anzubauen, was doch eher sehr schwierig ist. Dabei kam dann sogar eine neue Züchtung heraus, die Robusta und Arabica vermischt. Heuer (bayrisch für dieses Jahr) soll diese auch erstmals im hauseigenen Café angeboten werden. Vielleicht macht er dies auch, da seine Frau aus Chiang Mai kommt und deren Familie auch im Kaffeegeschäft ist. Im Moment bepflanzen sie 10 Rai mit Robusta Kaffee. Gut eine Tonne konnten sie letztes Jahr bereits ernten und in weiteren 5 Jahren wird der Ertrag bei 10 Tonnen jährlich liegen. Hauptsächlich weil die Kaffeebäume dann ca. 10 Jahre alt sind und ihre höchste Ertragskraft entfalten.
Bis es soweit ist, dass der Kaffee im Café landet, sind mehrere Arbeitsschritte nötig. Beginnend mit ca. 3 Tagen Lagerung in Fässern sofort nach der Ernte, damit das Aroma der Schale in die Bohne zieht. Dann eine mehrtägige Phase des Trockenes und Umschichten im Außenbereich. Viel Neues, zum Beispiel Hefe als Zutat, wird auch beim Fermentieren versucht, um neue Geschmacksrichtungen zu kreieren. Danach noch eine intensive Trocknung in einem Art Gewächshaus, welches einzig durch die Sonne für schön hohe Temperaturen sorgt. Dann noch entschalen, wobei die Schale wieder als Dünger verwendet wird. Die eigentliche Röstung findet im Café selbst, ca. 20 km vom Golf von Thailand entfernt, statt.
Jetzt erst mal wieder ein paar Bilder dazu:
Plantagen mit Orangen und herrlichster Landschaft
Die Hauptplantage für die Orangen befindet sich ca. 30 km südlich von den Kaffeeplantagen. Warum? Der Seniorchef hat sich vor Jahrzehnten in dieses Fleckchen Erde verliebt. Die Gegend ist mir grundsätzlich bekannt, aber was ich dort sehen durfte, war ein Augenschmaus.
Zuerst lag natürlich überall der süßliche Orangengeruch in der Luft. Die zehn Jahre alten Bäume liefern rund eine halbe Tonne jährlichen Ertrag pro Baum und sind sicherlich eine Cash Cow des Unternehmens. Allerdings stört dem Juniorchef der Einsatz von chemischen Mittel zur Schädlingsbekämpfung und er wird dies wohl in den nächsten Jahren durch Kaffee ersetzten. Zumal der gesamte Kaffeeanbau ohne Chemie auskommt und somit auch voll Bio ist.
Dann trampelten wir weiter einen wild bewachsenen Hügel hinauf und auf einem Plateau kam dann plötzlich eine Aussicht zum Vorschein, die ich mir niemals in Chumphon hätte vorstellen können. Wenn Ihnen nachstehende Bilder dazu gefallen, dann ist die Realität noch viel schöner, da ich nicht wusste, wie ich die Landschaft am besten mit dem Telefon abfotographieren sollte. Lustig war natürlich, dass ich mit Flipflops den Berg hinauf watschelte und sich im hohen Gras, mit viel Gehölz auch viele gute Verstecke für Tiere befanden. Auf meine Frage, ob der Juniorchef denn keine Angst vor Schlangen hat, meinte er nur, dass noch nie etwas passiert sei. Ich fand es dann doch ganz lustig, aber erst, nachdem wir wieder auf normalen Wegen liefen.
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Salak Plantagen, kennt kein Mensch in Europa
Salak (neuer Name in Thailand: Somali), siehe Wikipedia, ist eine Frucht, die wahrscheinlich kaum jemand in Europa kennt. Zudem tut die Frucht alles, damit es den Menschen nicht einfach fällt, diese zu verspeisen. Zum einen ist diese Palmengattung mit ca. 5 cm großen, sehr stabilen Stacheln ausgerüstet. Eine kurze Unachtsamkeit bei der Ernte kann da schon einen Krankenhausaufenthalt nach sich ziehen.
Die Haut der Frucht ist mit kleinen Stacheln überzogen und auch dort ist Vorsicht beim Schälen geboten. Eine Bekannte von uns hat sich mal einen Stachel in den Finger gegönnt und hatte danach wochenlang Probleme. Die eigentliche Frucht hat ein oder 2 große, nicht essbare, Kerne und das Fruchtfleisch ist ca. 2 bis 3 mm dick. Lohnt sich die ganze Mühe eigentlich? Ich denke schon, es schmeckt säuerlich süß und hat aus meiner Sicht einen sehr komplexen Geschmack. Salak kann natürlich bereits geschält, mit geringem Aufpreis, gekauft werden. Ähnlich interessant ist auch die Ernte der Durian: Reichtum durch Durian – Pfui Deife!
Die Salak Plantagen hier sind das ganze Jahr über ergiebig, aber wie die Frucht überhaupt wachsen kann, ist schon ziemlich faszinierend. Normalerweise übernehmen die Bestäubung von Früchten die Bienen, was grundsätzlich auch bei der Salak möglich wäre, aber die Ernte fällt viel geringer aus. Aus diesem Grund werden männliche Bäume eigens für die Besamung gehalten. Die Samenblüten werden gesammelt und von Erntehelfern händisch besamt. Nach 6 bis 8 Monaten sind die Früchte reif. Vorher müssen diese noch mit Schnüren unterstützt werden, da das Eigengewicht sonst zu schwer für die Verbindung zur Palme wird.
Ein Familienunternehmen mit Freude am Produkt und Wertschätzung der Arbeit
Im Familienunternehmen gibt es zurzeit rund 20 Arbeiter und Angestellte und jeder in der Familie ist auch voll eingebunden und mit Herzblut dabei. Die Arbeiter kommen hauptsächlich aus Myanmar und sind bereits viele Jahre im Familienunternehmen. Hier ist dies ein Beweis dafür, dass die Arbeitsbedingungen ziemlich gut sein müssen. Andernfalls wären sie schon längst woanders, da es in Thailand seit Jahrzehnten Arbeitskräfteknappheit gibt und bis zu 5 Millionen Wanderarbeiter aus Myanmar, Kambodscha und Laos vor der Pandemie in Thailand arbeiteten.
Wie bereits in vielen Beiträgen beschrieben, ist zum einen der Mindestlohn in Thailand ausreichend, um davon leben zu können. Zum anderen hat sich die gesamte Ernte- und Lieferkette so entwickelt, dass jeder ein anständiges Auskommen haben kann. Nur so ist es zu erklären, dass der Kaffee in Thailand kaufpreisbereinigt und sogar absolut teurer ist als in Deutschland. Deutschland hat keinen eigenen Kaffeeanbau und mengenmäßig am meisten wird aus Südamerika importiert. Die dortigen Erntehelfer haben ein ähnliches Schicksal zu ertragen, wie die Arbeiter in der Bekleidungsindustrie in Bangladesch oder Kambodscha oder die Erntehelfer und Schlachthaussklaven in Deutschland selbst.
Der Kaffee in Thailand ist zwar teurer, nur warum wird im Café in Thailand der Cappuccino & Co erheblich billiger angeboten als in Deutschland? Dies hat in Deutschland etwas mit fehlendem Wettbewerb zu tun, da in einer gezinkten Marktwirtschaft für Privilegierte die Besitzstandwahrer das Sagen haben.
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Sonstiges
Beim Familienunternehmen gibt es auch Plantagen mit Betelnusspalmen (siehe Wikipedia). Ähnlich wie Krathom Blätter (siehe: Philodendron Manie und Arbitrage in Thailand) haben diese eine berauschende, wie auch entspannende Wirkung. Ein Gefühl der Leichtigkeit stellt sich im Kopf ein und es soll auch stimmungsaufhellend sein. Der Juniorchef meinte noch, dass der Bedarf in Indien förmlich explodiert ist und man damit auch sehr gutes Geld verdienen kann. Lustig empfinde ich, dass wohl in Kürze Marihuana vollständig in Thailand frei gegeben wird … dies aber nur am Rande ;-). Mittlerweile wurde Ganja freigegeben und hier ist der Beitrag dazu: Ganja, Hanf, Cannabis, Marihuana und Marihuanaöl in Thailand.
Überall werden Bananen angebaut und auch Durian, Kokosnuss, Papaya, Pfeffer und viele Kräuterarten. Zudem habe ich Kurkuma und anderes Gewürz entdeckt. Es ist einfach schön zu sehen, dass in diesem ziemlich erfolgreichen Familienunternehmen, mehr Wert auf Vielfalt und biologischem Anbau gelegt wird, als auf das Ausreizen der Rendite durch Chemiekalisierung und anderen Hilfsmitteln. Das Schöne daran, es scheint zumindest in Chumphon normal zu sein. Sicherlich ist ein weiterer Grund, dass es in Thailand keine solch perversen EU- und Landessubventionen wie in Europa gibt, die landwirtschaftliche Großindustrie und den Einsatz von Chemie und Gülle bevorzugen.
Am Ende eines tollen Nachmittag meinte der Seniorchef noch, dass er genügend Geld und Land hätte, aber keine Arbeiter, um weiter zu expandieren. Ein Problem weltweit, welches durch die Pandemie erst richtig verstärkt wurde. Da der Traum der Schönen Neuen Welt und deren Künstlichen Intelligenz (Künstliche Intelligenz – Natürliche Überschätzung sowie auch: Erfahrungsbericht ChatGPT in Bezug auf Thailand), aus meiner Sicht noch lange ein Traum bleiben wird, sollte sich bald die Spreu vom Weizen trennen. Was meine ich damit? Idiotische, staatlich beschützte Großunternehmen, die viel mehr Schaden als Nutzen für die Gesellschaft bringen, werden es schwerer haben, genügend Arbeitstiere zu finden. Ich hoffe zumindest, dass das Familienunternehmen, wo wirkliche Unternehmer auch selbst ins Risiko gehen, eine Renaissance haben werden.
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Same Same but different …
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